Was bedeutet der Shodan, und wie bereite ich mich am besten darauf vor? Was bedeuten die höheren Dangrade?
die 7 schwarzgurt-tugenden
"Aikido makes people happy" – die regelmäßige Praxis ist also eine Beschäftigung, die uns dabei hilft, als Persönlichkeiten zu wachsen... und daran Freude zu haben! Damit das gelingt, benötigen wir auch eine ernsthafte Seite, die das Fundament für unsere Entwicklung legt.
Dan-Träger*innen haben eine Vorbildrolle. Dies bedeutet unter anderem, die drei Kardinaltugenden vorzuleben, nämlich stets aufgeschlossen, bescheiden und freundlich zu sein. Darüber zeichnen sich Schwarzgurte durch ein besonderes Verantwortungsgefühl aus, so dass sie bei Keikos, Lehrgängen und anderen Dojo-Aktivitäten engagiert, verbindlich und pünktlich sind. Die siebte Tugend ist, dass sie ihren Trainingspartner*innen gegenüber zugewandt sind – aus dieser leiten sich die anderen Tugenden ab.
- Aufgeschlossen – wird sind bereit, Neues zu lernen und die eigenen Fertigkeiten zu hinterfragen, sehen Fehler als Chance für unser Wachstum
- Bescheiden – wir behandeln den oder die Lehrer*in als alleinige Autorität auf der Matte und sind unseren Partner*innen dankbar für das Voneinander-Lernen (wir erwarten keine Bewunderung für unsere Fertigkeiten, korrigieren andere nicht)
- Freundlich – wir begegnen Allen auf der Matte mit der gleichen Freundlichkeit (sprechen nicht abwertend über andere)
- Engagiert – wir unterstützen die Gemeinschaft, z.B. durch Sauberhalten des Dojos, Mithilfe bei Veranstaltungen oder Teilnahme am freien Training zur Prüfungsvorbereitung für andere Dojomitglieder
- Verbindlich – wir halten uns an Vereinbarungen und sind zuverlässig, z.B. durch regelmäßige Trainingsteilnahme oder Teilnahme an allen Einheiten eines Lehrgangs
- Pünktlich – wir sind rechtzeitig vor dem Training bzw. vor Lehrgangsbeginn am Dojo
- Zugewandt – wir üben mit Allen und unterstützen sie dabei, Fortschritte zu machen; dies können wir im Training am besten dadurch erreichen, dass wir für jede*n Partner*in das Ukemi geben, das für eine gelungene Ausführung der Technik nötig ist (wir lassen Fehler zu, belehren nicht, vermeiden es, während des Trainings zu sprechen)
Generell werden Dan-Träger*innen als Repräsentant*innen für die Qualität des Dojos wahrgenommen, für das technische Verständnis und – in noch größerem Maße – für die persönliche Entwicklung als Aikidoka. Ihr Verhalten gegenüber der Aikido-Gemeinschaft bestimmt, wie das Dojo wahrgenommen wird.
Bedeutung des Shodan
Der Wechsel vom weißen zum schwarzen Gürtel bedeutet im Aikido, dass wir unsere Grundausbildung absolviert haben, indem wir die häufigsten Techniken (Kihon) gelernt haben und sicher anwenden können. Am ehesten ist das mit dem Abschluss einer Lehre zu vergleichen.
Wie bei einer Lehre auch ist der Shodan als Anfang der ernsthaften Beschäftigung mit der Kunst zu verstehen.
Dan-Träger*innen unterrichten gelegentlich (vertretungsweise), aber der schwarze Gürtel an sich stellt keine Qualifikation als Lehrer*in dar. Der Shodan bedeutet vor allem, dass wir nun mit einer höheren Aufmerksamkeit lernen, weil wir nun eine gute Basis haben, auf der wir aufbauen können.
Vorbereitung zum Shodan
Die Vorbereitung beginnt nach der positiven Bewertung durch den Dojoleiter mit eigenen Entscheidung, die Prüfung anzugehen.
Je nach persönlicher Entwicklung und Trainingsintensität planen wir 9-12 Monate Vorbereitungszeit ein. In dieser Zeit werden wir von den Lehrer*innen des Dojos unterstützt. Wir bereiten uns über die regelmäßige Trainingsteilnahme hinaus selbständig vor, insbesondere durch den Besuch der Lehrgänge von Jury-Mitgliedern und zusätzliches freies Training zur Prüfungsvorbereitung. Das Dojo organisiert zusätzlich Probeprüfungen, die uns helfen, uns auf die Prüfungssituation einzustimmen und die Punkte zu entdecken, bei denen wir die meisten Fortschritte machen können.
Ganz gleich, wie talentiert du bereits bist – konzentrierte Vorbereitung zahlt sich aus!
Die Auseinandersetzung mit den technischen Anforderungen und die Trainingsintensität sind zwei Bausteine einer erfolgreichen Shodan-Prüfung – der dritte ist, dass wir die oben genannten 7 Schwarzgurt-Tugenden in unserer täglichen Praxis leben. Wir konzentrieren uns während des Trainings mit besonderer Aufmerksamkeit auf unsere eigenen Fortschritte und sind für unsere Partner*innen gute Ukes.
3-6 Monate vor der Prüfung finden wir einen oder besser zwei Ukes für unsere Prüfung, und üben mit ihnen so oft wie möglich.
Wenn wir die Vorbereitung ernsthaft betrieben haben, wird unser*e Lehrer*in uns ca. einen Monat vor der Prüfung dem Shihan für die Prüfung empfehlen. Dann werden auch die offiziellen Antragsformulare für das Hombu-Dojo ausgefüllt. Der Aikikai Tokio erhebt eine Prüfungsgebühr im niedrigen dreistelligen Bereich, die am Tag der Prüfung zu entrichten ist. (Falls du dir das nicht leisten kannst, sprich uns bitte an.) Für Prüfungen unter Jan Nevelius Shihan gelten die Regeln des schwedischen Aikikai (ab "Graderingsregler", deutsche Übersetzung mit Google Translate).
Bitte denke daran: Deine Lehrer*innen und die Jury wollen, dass du eine gute Prüfung ablegst, die du genießt. Mit einer konzentrierten Vorbereitung wird dir das auch gelingen!
PS: Den schwarzen Gürtel erhältst du unmittelbar nach der Prüfung vom Dojo ausgehändigt (kostenfrei).
Höhere Dangrade
Die gezeigten Techniken bei den höheren Dangraden sind an sich die gleichen wie beim Shodan. Was unterscheidet diese Prüfungen also vom Shodan?
Nidan
Wie der Shodan auch, ist der Nidan eine technische Prüfung, d.h. hier liegt der Schwerpunkt auf der sauberen und souveränen Ausführung des technischen Prüfungsprogramms. "Der Nidan ist ein sehr guter Shodan."
- Gleicher Technikumfang, aber ggf. mehr Variationen
- Tantodori
- Ninindori & Randori (aus Ryokata-Dori)
Sandan
Beim Sandan wird eine größere Souveränität in der Anwendung der Techniken gezeigt, und eine deutlich höhere Fähigkeit, mit Uke umzugehen, und den Raum um sich herum einzubeziehen.
- Gleicher Technikumfang, mehr Variationen, ggf. auch exotischere Techniken
- Tantodori
- Tachidori
- Sanindori & Randori
Yondan
Die letzte Prüfung im Aikikai-Aikido ist der Yondan, weshalb sie eine besondere Bedeutung hat. Hier liegt der Schwerpunkt auf einer großen Freiheit in der Anwendung der Techniken, auf dem Ausdruck des persönlichen Aikido, und auf einer Sourveränität, die den ganzen Raum einbezieht.
- Nur jeweils erste Technik jedes Angriffs wird angesagt, danach wählt der Prüfling selbst (Jiyu-Waza)
- Tantodori
- Tachidori
- Jodori
- Yonindori & Randori
was, wenn...?
Als Daumenregel für eine gute Vorbereitung gilt, dass sich ca. einen Monat vor dem Termin eine innere Ruhe einstellt, dass du dich auf auf die Prüfung freust und zuversichtlich bist, gut vorbereitet zu sein.
Was, wenn ich nicht so schnell Fortschritte mache? Was, wenn mir im Leben etwas dazwischen kommt? Was, wenn der Dojoleiter mir sagt, ich soll einen späteren Termin wählen?
Die Shodan-Prüfung ist eine Station auf dem Weg deiner persönlichen Entwicklung, keine Verpflichtung und auch kein Wettlauf. Sie muss also zu deiner persönlichen Lebenssituation passen – und du sollst vor allem Freude daran haben! Wenn du also feststellst, dass du dich nicht bereit fühlst, oder wenn deine Lebensumstände dir keinen entspannten Prüfungsablauf ermöglichen, dann ist es völlig in Ordnung, den Termin zu verschieben (idealerweise vor dem Einreichen der Dokumente). Vertraue dem Dojoleiter: Wenn er einen späteren Termin empfiehlt, dann tut er dies zu deinem Besten – er ist auf deiner Seite und will, dass du erfolgreich bist!
Wenn du weitere Fragen hast, sprich bitte den Dojoleiter an.